Pflegefall kann trotz Schlaganfall vermieden werden!

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Pfaffenhofen
– 27.10.2023. Eigentlich war es ein ganz gewöhnlicher Tag für Udo Trampert. Seine Frau ruft ihn zum Mittagessen und alles scheint in bester Ordnung zu sein. Erst, als ihm seine Frau danach eine Tasse Kaffee reicht und ihn anspricht, merkt er, dass etwas nicht stimmt. Er kann dem Gespräch mit seiner Frau nicht mehr folgen und ihre Frage nicht beantworten: „Mir war auf einmal schwindlig und ich konnte nichts mehr sehen“, erzählt der 73-jährige heute. Geistesgegenwärtig greift seine Frau sofort zum Telefon und ruft den Notarzt. Aufgrund der geschilderten Symptome war der auch sofort zur Stelle – die Diagnose: Udo Trampert hat einen Schlaganfall - ohne Vorankündigung, ohne Übergewicht oder einen entsprechenden Lebenswandel. Im Gegenteil - er ist eigentlich sportlich und fährt viel Fahrrad. Es kam also „aus heiterem Himmel“.

Dr. Peter Grein hat an diesem Tag Dienst in der Ilmtalklinik. Der Chefarzt der Neurologie und Schlaganfallmedizin lobt ausdrücklich das vorbildliche Verhalten und das schnelle Handeln aller Beteiligten und besonders auch jenes der Ehefrau: „Alleine das Erkennen eines Schlaganfalls ist für Laien oft schwierig. Typischerweise treten bei einem Schlaganfall plötzliche neurologische Störungen auf. Besonders häufig sind halbseitige Lähmungen manchmal auch nur im Gesicht, der Arme und / oder Beine, Schwindel, Sprach- und Sprechstörungen, Sehstörungen und Gefühlsstörungen. Auch plötzliche Bewusstlosigkeit oder plötzliche stärkste Kopfschmerzen können Zeichen eines Schlaganfalles sein. Diese typischen Symptome werden leider oft falsch interpretiert oder nicht ernst genommen, besonders wenn diese wieder von alleine verschwinden. Wenn man aber bedenkt, dass pro Minute (!) bei einem Schlaganfall statistisch 1,9 Millionen Nervenzellen zugrunde gehen und Nervenfasern mit einer Länge von 30 Kilometern geschädigt werden, dann hat schnelles Handeln oberste Priorität. Ansonsten entstehen irreparable Schäden am Gehirn und es besteht die Möglichkeit, dass man sich davon nicht mehr erholt. Nicht selten kann es hier sogar zu einer lebensbedrohlichen Situation kommen.“ 

Für Udo Trampert verging die Zeit bis zum Eintreffen des Krankenwagens relativ flott: „Das hat sich alles rasend schnell angefühlt. Erst kam der Notarzt und – „ratzfatz“ war auch schon der Sanka da. Viel weiß ich aber nicht mehr. Allerdings erinnere ich mich noch an die Diskussion, die geführt wurde, in welches Krankenhaus ich kommen soll. Und dann hieß es Ilmtalklinik – ich glaube das war mein Glück.“ Dr. Peter Grein sieht darin weniger Glück als vielmehr geschulte Notärzte und Rettungsteams die wissen was zu tun ist: „Beim Schlaganfall zählt die Rettungskette von vorne bis hinten. Zunächst müssen Patient oder Angehörige den Notfall erkennen, dann die Rettungskräfte den schnellstmöglichen Transport in die nächstgelegene geeignete Klinik veranlassen und den Patienten dort vorankündigen, so dass die Zeit des Transportes im Krankenhaus schon dazu genutzt werden kann, die schnelle Behandlung des Patienten vorzubereiten.

Wichtig und vorgeschrieben ist in jedem Fall, dass der Patient in ein Krankenhaus mit Stroke Unit transportiert wird. Krankenhäuser mit zertifizierten Stroke Units, wie die Ilmtalklinik, verfügen über eine spezielle technische Ausstattung und das gesamte Behandlungsteam hat entsprechende Erfahrung und Qualifikationen in der Behandlung von Schlaganfällen und werden kontinuierlich besonders geschult. Es empfiehlt sich nicht, kleinere Krankenhäuser anzufahren, die nicht über eine entsprechende Qualifikation und entsprechende Routine verfügen.

Dr. Peter Grein betont auch die Wichtigkeit von Vorabinformationen: „Wir wurden noch während des Transports darüber informiert wie lange die Beschwerden schon bestehen und welche Vorerkrankungen der Patient hat. Wir müssen zum Beispiel wissen, wann genau der Schlaganfall begonnen hat und welche Medikamente regelmäßig genommen werden, um reagieren zu können.“

Als Udo Trampert in der Notaufnahme der Schlaganfallstation der Ilmtalklinik eintrifft, ist schon alles vorbereitet. Er zeigt in der Untersuchung schwere Ausfälle. Das Sprechen fällt ihm schwer, ihm ist schwindelig, er hat Schwierigkeiten in der räumlichen Orientierung und er kann seinen linken Arm und das Bein nicht mehr bewegen.

Es ist von großer Bedeutung, in diesen Fällen so schnell wie möglich ein MRT oder CT des Kopfes zu machen, um zu wissen, um welche Art von Schlaganfall es sich handelt und wie behandelt werden muss. Wie sich beim Computertomogramm herausstellt leidet Udo Trampert an einem Blutgerinnsel im Kopf. Um dieses zu bekämpfen kommt die Lyse-Therapie zum Einsatz - sie löst alle Blutgerinnsel im Körper auf. „Allerdings kann dieses Medikament nur in den ersten Stunden eines Schlaganfalls verabreicht werden – deswegen ist bei einem Schlagfall die Reaktionszeit absolut entscheidend. Man kann es gar nicht oft genug wiederholen“, betont Dr. Peter Grein mit Nachdruck. „Für andere Verfahren zur Schlaganfalltherapie wie ein mechanisches Entfernen von Gerinnseln kommen bei einigen ausgewählten Patienten zusätzlich oder alternativ zum Einsatz. Diese Entscheidung treffen wir anhand der Patientencharakteristika und abhängig von der Art und der Lage von Gefäßverschlüssen gemeinsam mit unseren Partnern aus dem NEVAS-Netzwerk im Klinikum Ingolstadt, wo diese im Fall der Fälle zur Anwendung kommt“.

„Das optimal koordinierte Zusammenspiel des Notaufnahmeteams untereinander und zwischen den verschiedenen Abteilungen, zum Beispiel dem Labor und der Radiologie Boos-Moog, ist ganz entscheidend, um schnell über die optimale Behandlung zu entscheiden und das klappt bei uns wirklich ganz hervorragend“, so Dr. Peter Grein. Bei Udo Trampert ist eine medikamentöse Gerinnselauflösung möglich gewesen.

Bereits kurz nach der Injektion ist Udo Trampert auf dem Weg der Besserung. Das Gerinnsel kann aufgelöst werden, die schwere körperliche und geistige Beeinträchtigung, die noch wenige Minuten zuvor bestand, bildet sich schnell zurück, die vom Absterben bedrohte Hirnsubstanz kann gerettet werden. „Das war ganz entscheidend für mein weiteres Leben“, betont Udo Trampert.

„Wir versuchen mit allen Mitteln, die durch einen Schlaganfall drohenden Behinderungen weitestgehend zu vermeiden, das geht aber eben meistens nur in den ersten Stunden. Der Aufwand ist aber sehr gut investiert, denn viele Behinderungen begleiten die Patienten sonst oft ein Leben lang“, so Dr. Peter Grein.

Bis zur endgültigen Genesung ziehen bei Udo Trampert aber noch ein paar Wochen ins Land. Nach einem sechstägigen Aufenthalt in der Ilmtalklinik mit weiteren Untersuchungen, geht es für ihn in die Reha: „Am liebsten wäre ich noch am selben Tag zurück nach Hause, ich fühlte mich wieder völlig fit und mir ging’s ja wieder gut. In der Reha-Klinik habe ich mich dann überwiegend sportlich betätigt. Wie man heute so schön sagt war ich in der Muckibude, ich bin Rad gefahren, habe Aqua-Fit gemacht und bin natürlich draußen viel spazieren gegangen.“

„Eine ganz wichtige Aufgabe der Behandler und der Patienten ist die Vermeidung von weiteren Schlaganfällen. Denn die meisten Risikofaktoren wie zum Beispiel Bluthochdruck, Vorhofflimmern, Diabetes mellitus, Fettstoffwechselstörungen, Rauchen, Alkohol, Übergewicht oder Bewegungsmangel können positiv und wirksam beseitigt werden“, so der Chefarzt. Die Einnahme von speziellen Medikamenten kann helfen, Schlaganfällen vorzubeugen.

Udo Trampert ist ein Paradebeispiel dafür, dass bei einem richtigen Umgang mit einem Schlaganfall ein bleibender Schaden vermieden werden kann. Alle Beteiligten haben das Richtige getan. Der schnelle Anruf beim Rettungsdienst, die Übermittlung der Daten während der Fahrt ins Krankenhaus und das geschulte Team der Notaufnahme und der Stroke Unit der Ilmtalklinik. An diesem Tag hat einfach alles gestimmt.

Udo Trampert betont, dass es für ihn ein Riesenglück war, dass die Ilmtalklinik Pfaffenhofen über eine zertifizierte Stroke Unit verfügt, so dass er hier heimatnah und schnell kompetent behandelt werden konnte.

Dr. Peter Grein mit Udo Trampert

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